Magische Momente im Amphitheater: „Momo“ hält einige Überraschungen bereit
„Momo“ ist das Familienstück bei den 70. Bad Hersfelder Festspielen. Am Freitagabend war die Premiere.
Bad
Hersfeld – Eine Momo ohne dunklen Wuschelkopf, eine überlebensgroße
fahrbare Schildkröte, graue Herren, die auch Frauen sind, und ein auf
wundersame Weise schwebender Karton: Das Familienstück bei den 70. Bad
Hersfelder Festspielen hält einige Überraschungen bereit.
„Momo“
– nach Michael Endes bekanntem und erfolgreichen Roman „Momo – oder:
Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den
Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ – wird inszeniert von
Regisseur Georg Büttel mit Musik von Wilfried Hiller. Das Stück ist nah
am Roman, kann die märchenhafte Erzählung in gut zwei Stunden aber
natürlich nicht eins zu eins widergeben, was aber augenscheinlich
ohnehin nicht Büttels Anspruch ist.
Wirkt
der Anfang fast ein wenig gehetzt, ziehen das Ensemble und das
Bühnenbild den Zuschauer mehr und mehr in ihren Bann. Ergänzende
Erklärungen übernehmen zwischendurch Erzähler.
Den
Hauptrollen geben Janina Stopper (Momo), Sebastian Brummer (Gigi
Fremdenführer) und Günter Alt (Beppo Straßenkehrer) ihren jeweils ganz
eigenen Charakter. Doch auch der Rest des Ensembles bleibt im
Gedächtnis, und das, obwohl, oder gerade weil, alle gleich mehrere
Rollen spielen. Innerhalb kürzester Zeit gilt es, das Kostüm und den
Charakter zu wechseln. Zwischen den schnellen Szenenwechseln bleibt
dabei kaum Zeit für Zwischenapplaus.
Die
Band der Bad Hersfelder Festspiele begleitet das Stück nicht nur mit
passender Musik, sondern auch mit Geräuschen. An einigen Stellen hat
„Momo“ dank ausgeklügelter Choreografien fast Musicalcharakter.
„Momo“
hat Witz und hält einige Überraschungen sowie kreative Einfälle bereit,
etwa wenn Aki Tougiannidis als grauer Herr den Karton mit Bibi-Girl
schweben lässt, die Stufen des Amphitheaters kurzerhand zum SUV werden
oder Pia Kolb als Chefin der grauen Zeitdiebe sich regelrecht in Rage
redet und den Blazer aufreißt. Klasse umgesetzt ist auch Ninos neuer
Schnellimbiss, in dem scheinbar immer wieder neue Kunden von den
Bestellsäulen zu den Tischen hetzen.
Eine
eigene Erwähnung verdient in jedem Fall Puppenbauerin Pauline Späte.
Ihre Schildkröte Kassiopeia und ihr Meister Hora in gleich zweifacher
Ausführung sind echte Hingucker. Vor allem Kassiopeia, der von Nadine
Germann Leben eingehaucht wird, ist wahrlich keine 0815-Anfertigung.
Lesen
und Freunde treffen sind der Zeitsparkasse ein Dorn im Auge: Die zwei
Stunden „Momo“ sind aber definitiv keine Zeitverschwendung! Ende gut,
alles gut, heißt es zum Schluss, so viel darf verraten werden. Nur eine
Sache dürfte viele noch auf dem Heimweg beschäftigen: Die Sache mit dem
Karton ...
Das
Premierenpublikum, in dem neben Branchenkollegen auch einige Kinder
saßen, spendete lautstarken Schlussapplaus und erhob sich von den
Plätzen. (Nadine Maaz)
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